Im Interview führt DGKS Alexandra Fürruther aus, worum es beim Selbstkatheterismus geht und wieso regelmäßige Kontrollen für Menschen mit Spina bifida wichtig sind.
Alexandra Fürruther
Kontinenz- und Stomaberaterin, zertifizierte Wundmanagerin
Foto: privat
Worauf kommt es bei der Anwendung des Selbstkatheterismus bei Menschen mit Spina bifida an?
Der Selbstkatheterismus wird nicht vom Krankheitsbild beeinflusst. Für alle, die sich selbst kathetern, ist es wichtig, dass sie aseptisch, das bedeutet keimfrei, und restharnfrei katheterisieren – das gilt ein Leben lang. Weiters ist wichtig die richtige Katheterfrequenz einzuhalten und atraumatisch zu katheterisieren.
Das bedeutet, es ändert sich auch nichts mit dem Älterwerden?
Es ändert sich nur der Durchmesser eines Katheters, da dieser mit dem Alter mitwachsen muss. Ab dem Erwachsenenalter ändert sich der Durchmesser bis zum Lebensende nicht mehr. Patienten sollten wissen, dass immer wieder neue Produkte auf den Markt kommen, die beispielsweise eine einfachere Handhabung ermöglichen oder ein sauberes Katheterisieren vereinfachen. Daher ist es wichtig, dass Patienten mit uns in der Pflege immer in Kontakt bleiben.
Es besteht also die Empfehlung, im Sinne eines guten Krankheitsmanagements regelmäßig zu Kontrollen zu gehen, um nicht im Alter Probleme zu bekommen?
Das ist richtig! Die Blase kann bei Menschen mit Spina bifida bereits geschädigt sein und sich anders entwickeln als bei gesunden Menschen. Die Blase kann Harn nicht so gut speichern oder sich nicht gut entleeren. Man muss also ständig in Kontrolle bleiben, damit keine Nierenschäden auftreten oder etwa auch um zu sehen, ob die Katheterfrequenz anzupassen ist oder Medikamente adaptiert werden sollen. Durch das Älterwerden verändert sich oft auch der Bewegungsapparat, was zusätzlich zu Einschränkungen führen kann. Außerdem kann Inkontinenz entstehen, und gerade ältere Menschen sollten Harnverlust nicht einfach so hinnehmen, sondern das mit Ärzten oder Pflegepersonal besprechen. Wenn man nichts dagegen unternimmt, geht man das Risiko ein, dass man Organe, wie zum Beispiel die Nieren, zusätzlich schädigt.
Woran würden Sie eine gute Compliance, also das aktive Mitwirken des Patienten an Therapien, festmachen?
Gerade urologische Themen haben oft etwas mit Scham zu tun. Es ist wichtig, dass man auf die Patienten und ihre Fragen eingeht und ihnen nicht das Gefühl gibt, keine Zeit für sie zu haben. Denn dann gehen oft Probleme unter. Daher ist das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten, Ärzten und Pflegepersonen ganz wichtig!